Bis an die Zähne bewaffnet tritt er vor die Tür. Ein Blick auf sein Handgelenk verrät ihm die aktuelle Lage, es wird ein anstrengender Marsch. Seine Vorräte sind aufgefüllt, bei jedem Schluck wird protokolliert. 

Erst am Morgen wurden die Körperdaten gemessen, alles scheint stabil und in Ordnung zu sein. Die GPS-Ortung ist an – und los kann es gehen! Die morgendliche Jogging-Tour. 

Wir sind nicht etwa im Krieg, sondern vor der eigenen Haustür und die Bewaffnung besteht aus einem Fitnesstracker, einer digitalen Wasserflasche, der Running-App auf dem Smartphone und einer intelligenten Bluetooth-Waage im Badezimmer.

Sind wir eigentlich verrückt geworden?


Zu diesem Thema wurden die Zwillinge Julia und Stephanie Baessler befragt, beides Fitnessmodels.
Sie selbst benutzen auch einen Fitnesstracker, der ihnen gesponsort wurde.
„Wir finden dieses Gadget grundsätzlich nützlich, da es einen auf Schritt und Tritt begleitet und die Bewegungen den ganzen Tag und sogar die Nacht über zusammenfasst und Angaben über die Erholsamkeit und Dauer des Schlafes, die zurückgelegten Schritte und die verbrannten Kalorien macht. Als negativen Aspekt würden wir den Preis betrachten, da Fitnesstracker meist sehr teuer sind“, antworten die Beiden einstimmig auf die Frage nach dem Fitness-Armband der Marke misfit, das sie tragen.
Doch es gibt auch viel mehr, und leider nicht nur sinnvolle Sachen, die den Markt der Fitnessartikel überfluten. Selbst wenn man kuriose Geräte aus dem Nachmittags-Fernsehshopping außen vor lässt, stößt man auf exotische „Hilfsmittel“, bei denen auf den ersten Blick oft nicht klar ist ob sie wirklich helfen, oder einem das Leben nur zusätzlich erschweren.


Whitings Smart Body Analyzer – eine intelligente Waage


Dazu gehört auch die altbekannte Waage aus dem Bad. Aufgemotzt mit Bluetooth und einer Körperfettanalyse ergibt das den perfekten Begleiter im Fitnessleben, oder?
Hierzu wurde die Whitings Smart Body Analyzer unter die Lupe genommen, eine Waage, die neben dem täglichen Gewicht auch die Co2-Werte in der Luft und den Körperfettanteil misst und kabellos an das Smartphone inklusive kompatibler App übertragt. Für Menschen, die abnehmen wollen und im Privatleben zu einer Art „Buchhaltung“ tendieren sehr sinnvoll, allerdings zu viel des Guten, wenn man nicht gerade Hobbywissenschaftler ist, der die täglichen Luftwerte im Bad fachlich auswerten möchte weil sonst das regelmäßige Lüften vergessen wird.
Mitunter sind Körperfettwaagen ohne Handteil nicht mal eine sinnvolle Anschaffung, da der Stromimpuls zu schwach ist, um den gesamten Körper zu erfassen. Die Werte können somit um mehr als zehn Prozent nach oben und unten schwanken, und sehr leicht von Stuhlgang und gefüllter Blase beeinflusst werden. Prädikat: begrenzt sinnvoll.


Kabellose Technologie macht's möglich


Die oben genannten Gadgets funktionieren nur mithilfe von Bluetooth so nahtlos, das aus der Welt der fitnessorientierten Technologien als kabellose Übertragungsmethode nicht mehr wegzudenken ist. Die Waage oder das Fitnessarmband verbinden sich ganz automatisch mit der Software am Handy und gleichen die über den Tag gesammelten Daten ab. Bluetooth erweist sich gerade durch die gesundheitlich unbedenkliche und trotzdem schnelle Übertragung als sehr gut in der Verwendung mit Fitnessgadgets, da die Strahlung mit etwa 1 mW um das 2000-fache niedriger ist als bei Handys, die mit 1-2 Watt zu buche schlagen. 
Was dem Fitnessmenschen witzigerweise allerdings auch nichts bringt, wenn das Handy dank folgender für nützlich befundenen Fitness-Apps den ganzen Tag über am Körper getragen wird.
Die Rede ist hier speziell von Myfitnesspal, einer App mit der die Nahrungsaufnahme auf das Gramm genau verfolgt werden kann, Runtastic, das mit GPS die Lauf-/Radel-/Skateroute erfasst und mit Kalorienanzeige auswertet, und Sworkit, einer App für Körpergewichtsübungen im Alltag.

Sport am Handy – es geht!


„Wir finden Apps wie Myfitnesspal, Sworkit und Runtastic sehr nützlich. Myfitnesspal erspart eine Menge Arbeit, Selbstberechnungen und Informationssuche. Wir haben Runtastic selbst schon verwendet und würden es jedem weiterempfehlen der ein Gefühl bekommen möchte wie viel er auf welcher Strecke und durch welche Bewegungsform verbrennt. Nützlich sind auch die Trainingsprogramme und Workoutübungen die bei sworkit angeboten werden, wobei auch das Preis-Leistungsverhältnis sehr in Ordnung ist. Runtastic und Sworkit sind grundsätzlich kostenlos und lediglich die Erweiterungen oder Pro Versionen kosten etwas“, ist das Fazit der Baessler-Zwillinge. Da kann man auch mal die Strahlenbelastung verschmerzen, die Bluetooth-Reichweite des Fitness-Armbands ist sowieso hoch genug, um dem aus dem Weg zu gehen.
„Die Apps sind äußerst unkompliziert. Super finden wir auch, dass Runtastic immer wieder Erinnerungen und Motivationssprüche sendet wenn man die App länger nicht benutzt hat, dadurch wird man immer angeregt wieder aktiv zu werden. Sehr nützlich für Menschen denen es oft an der Motivation mangelt“.

Damit wir genug trinken


Bis hierhin ist doch alles noch ganz nett, aber im Kosmos der elektronischen Fitnessartikel gibt es auch offensichtliche Reinfälle. Wie zum Beispiel die digitale Wasserflasche, „hydracoach water bottle“, die aktuell einzige ihrer Art.
Auf den ersten Blick nach der Meinung der Hobby-Fitnessmodels noch recht sinnvoll, da man den Tag über – wenn man die Flasche denn mit sich trägt, und da fängt es an – an ausreichend Flüssigkeitsaufnahme erinnert wird. 
„Auf den zweiten Blick erkennt man jedoch, dass dies auch mit einer ganz ‚normalen‘‚ nicht automatisierten Flasche genau so funktioniert. Wir selbst sehen also keinen deutlichen Nutzen in diesem Gadget und würden es uns selbst nicht kaufen“.

Wie man sieht, kann man es auch übertreiben. Im Endeffekt bringt uns kein Fitnessgadget der Welt etwas, wenn wir unseren Hintern nicht selbst hoch kriegen. 
Der Mensch braucht keine Waage die die Qualität der Badezimmerluft misst, um an das Lüften nach dem Stuhlgang zu denken, genau so wenig wie er eine Flasche benötigt, die ihm den letzten Funken Selbstständigkeit abnimmt –  „Wir sind der Meinung, dass es auch ohne diese Flasche möglich ist genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, da jeder selbstständig in der Lage ist die Menge an Flüssigkeit die er braucht zu berechnen“.
Für begeisterte Sportler, die sich allerdings sehr intensiv mit der Materie auseinandersetzen, kann das eine oder andere Gadget schnell zu einem geschätzten Begleiter werden, auch wenn vieles noch einen Hauch von Spielerei in sich trägt.